Wenn man sich über die Verpflegungssituation auf dem GR20 informiert, macht man sich als Veganer*in direkt Gedanken. Die Tatsache, dass die Nahrungsmittel knapp und traditionell sind und sie mit Eseln und Pferden auf die Berghütten transportiert werden, lässt Zweifel aufkommen, ob man überhaupt veganes Essen findet. Dazu kommen die körperlichen Anstrengungen, die man nicht nur mit einem trockenen Brot zum Frühstück bewältigen kann.
Auch wir haben uns darüber Gedanken gemacht und nur wenige Informationen dazu gefunden. Wir wollten aber auf keinen Fall das gesamte Essen für zwei Wochen schleppen und entschieden uns dazu, nur ein paar "Notrationen" mitzunehmen, falls es auf einigen Hütten überhaupt nichts Veganes gegeben hätte.

Im Folgenden schildern wir unsere Vorbereitung und die Angebote auf den Refuges etwas genauer. Vorab: Der GR20 ist vegan absolut machbar, wenn man sich damit abfinden kann, für diese Zeit auf vielseitige Ernährung zu verzichten.

Unsere Vorbereitung

Wir planten, etwa drei Frühstücke (Porridge) und drei Abendessen (Linsen mit Reis) mitzunehmen. Diese waren als Notration gedacht.
Dazu kamen einige Proteinriegel für unterwegs. Jeder von uns hatte zu Beginn circa 2,5 kg Essen im Rucksack.

Porridge
Warmer Porridge lässt sich unterwegs super mit dem Gaskocher zubereiten.
Wir mischten 1 kg Haferflocken mit gefriergetrockneten Beeren (Heidelbeeren, Himbeeren und Erdbeeren von dm) und Bananenpulver und füllten die Mischung anschließend in mehrere Zip-Beutel um.

Trekkingmahlzeit: Beeren Porridge
Ideen für praktische und leckere Porridge-Mischungen für Trekkingtouren und Wanderungen.


Linsen mit Reis
Als zweite Art von Mahlzeit mischten wir 500g rote Linsen mit 500g Basmati-Reis (10 Minuten Kochzeit). So hat man eine Kohlenhydrat-und Eiweißhaltige Mischung für unterwegs.
Für den Geschmack fügten wir ordentlich Tomatenpulver, Currypulver, Zwiebelpulver sowie gefriergetrockneten Mais und Paprika hinzu.
Die Mischung füllten wir anschließend in vier 1L Zip-Beutel.

Trekkingmahlzeit: Linsen mit Reis
Eine leichte Trockenmahlzeit die unterwegs einfach zubereitet werden kann.



Hummuspulver
In einen kleinen Beutel füllten wir außerdem etwas Hummuspulver. Dieses kann man mit Wasser anrühren, falls man etwas Brotaufstrich benötigt. Wir haben allerdings nur ein Mal davon genommen und hätten es auch zuhause lassen können.

Vitamintabletten
Um trotz mangelnder Verpflegungsmöglichkeiten und hoher körperlicher Belastung keine Probleme zu bekommen nahmen wir All-In-One Supplement-Kapseln für 15 Tage mit. Diese decken alle wichtigen Nährstoffe ab und sind von verschiedenen Herstellern erhältlich.


Proteinriegel
Als schnellen Snack für zwischendurch packten wir beide noch jeweils 20 Protein-und Energieriegel ein.


Verpflegung unterwegs

Es gab kein Refuge, bei dem man in der Hauptsaison (Juli 2023) keine Nahrungsmittel kaufen konnte. Allerdings varriert die Auswahl und Größe der Mini-Shops stark.
Auf Nachfrage durften wir uns immer vorab die Inhaltsliste der Produkte anschauen und so eine Auswahl treffen.
Folgende vegane Lebensmittel waren auf sehr vielen Refuges zu finden:

Nudeln
Spaghetti konnte man bei jedem Refuge kaufen. Lediglich beim Refuge Asineau standen keine Nudeln auf der Angebotsliste, auf Nachfrage wurden diese allerdings trotzdem rausgerückt.

Tomatensauce
Trockene Nudeln sind natürlich langweilig. Eine Art von Tomatensauce gab es ebenfalls an jedem Refuge. Dabei variiert die Auswahl allerdings auch stark von richtiger Sauce mit Kräutern im Glas bis zu reinem Tomatenmark aus der Tube.

Canistrelli
Canistrelli sind korsische Kekse. Laut traditionellem Rezept sind diese vegan. (Im Endeffekt bestehen sie nur aus Zucker und Mehl). Am häufigsten werden die Canistrelli der Firma "Afa" verkauft. Diese sind vegan, sogar die mit Schokolade.
Nur ein mal gab es nur Canistrelli mit Orangengeschmack einer anderen Firma, in welchen Ei enthalten war. Diese verschenkten wir an einen anderen Wanderer.

Dunkle Schokolade
Bei vielen Refuges gab es vegane Zartbitterschokolade. Nur ein Mal (beim Refuge Maganu) gab es extra "Premium"-Zartbitterschokolade in welcher Milchpulver enthalten war. Die Schokolade sollte man allerdings entweder abends Essen oder früh am Morgen, sonst schmilzt sie sehr schnell.

Erdnüsse und Cashewkerne
Bei einigen Refuges gab es gesalzene Erdnüsse oder Cashewkerne. Diese eignen sich hervorragend als energiereiche Kalorienquelle. Beim ersten Refuge (Ortu di u Piobbu) gab es sogar korsische Haselnüsse.

Fruchtsalat / Ratatouille
Wenn man nur Canistrelli und Nudeln futtert bekommt man irgendwann ein Verlangen nach Obst. Zum Glück gab es bei einigen Refuges Obstalat in der Dose. Dieser besteht nur aus Zuckerwasser und Obststücken. Richtiges Obst (Äpfel und Bananen) gab es nur beim Castel de Vergio und in Vizzavona, also in der Nähe von Straßen.
Zwei mal konnten wir auch Gemüse mit Tomatensauce (Ratatouille) in der Dose kaufen, was eine gelungene Abwechslung darstellte.

Reis
Vereinzelt gab es fertige Reismischungen, welche in der "mediterranen" Sorte vegan waren. Hier brauchten wir allerdings vier Packungen um beide satt zu werden.


Angebote der Refuges

Die Refuges bieten neben den kleinen "Epiceries" (Lebensmittelgeschäft) auch immer eine warme Mahlzeit am Abend und ein Frühstück an.
Diese waren allerdings nie vegan und oft bestand ein Großteil auch aus Nudeln.
Lediglich beim Refuge de l'Onda gab es explizit vegetarische Lasange mit korsischem Käse. Ansonsten war leider meist Wurst oder Käse bei den Mahlzeiten dabei. Daher haben wir immer selbst gekocht.
Nachfolgend kommt eine Übersicht über die Angebote auf den jeweiligen Refuges. Die angebotenen Waren können natürlich je nach Verfügbarkeit varrieren.


Refuge D'Ortu di u Piobbu

Refuge de Carrozzu


Refuge Haute Asco

Hier gibt es einen etwas umfassenderes Angebot, da dieses Refuge an einer Straße liegt. Außerdem gibt es sogar ein kleines Restaurant wo es Pommes gibt.

Refuge de Tighjettu

Refuge de Cioutollu di Mori

Castel de Vergio

Es gibt Obst!!


Refuge de Mànganu

Refuge de Petra Piana

Hier gab es zusätzlich zur kleinen Epicerie noch Slush-Eis und Pommes.


Bergerie de Tolla

Diese Bergerie bietet Lebensmittel vor dem Aufstieg zum Refuge Onda an.



Refuge de l'Onda



Alzarella Bivouac Vizzavona

Durch die Nähe zur Straße gibt es hier eine etwas größere Lebensmittelauswahl und auch Brot und Obst.

Refuge d'E Capanelle

Hier gibt es Pizza. Leider wollten wir erst bestellen, als es schon nicht mehr möglich war. Es gibt aber eine Gemüsepizza, die man sicherlich ohne Käse bestellen kann.

Refuge de Prati

Das erste Mal, das die Canistrelli nicht vegan waren. Dafür gab es Gemüse aus der Dose.


Refuge d´Usciolu

Typische Lebensmittelauswahl.

Refuge Matalza

Refuge d'Asinau

Typische Lebensmittelauswahl, allerdings waren einige schon ausverkauft. Nudeln und Sauce gab es, allerdings nur auf Nachfrage (nicht auf der Angebotstafel).

Refuge Paliri

Typische Lebensmittelauswahl, allerdings wenig und teuer. Praktischer ist es, zuvor in der kleinen Epicerie Bavella einzukaufen. Dort gibt es sogar Obst.


Fazit

Eine Tour über den GR20 ist auch mit Verzicht auf korsische Wurst und Käse kein Problem. Wenn man seine Ansprüche etwas zurückschraubt und keine vollwertige Ernährung erwartet, ist es kein Problem sich vegan zu ernähren. Verhungern muss man auf keinem Fall.
Dieser Erfahrungsbericht bezieht sich allerdings über eine Tour in der Hauptsaison im Jahr 2023. Außerhalb der Saison ist die Verpflegung unterwegs deutlich schwierigier, da die Hütten eventuell schon geschlossen sind oder ein eingeschränktes Angebot haben.