Ein Marathon ist wie ein Überraschungspaket. Im Laufe des Rennens kann alles passieren. Wirklich alles. Angefangen von muskulären Problemen über Schwierigkeiten mit der Verpflegung bis zu ungünstigen Rahmenbedingungen. Und obwohl man sich wochenlang bereits auf diesen einen Tag vorbereitet, weiß man an der Startlinie oft noch nicht, was einen die kommenden 42,195 km erwartet. Es kann ein unglaublich schönes Rennen sein oder aber auch mental herausfordernd. Und wenn man es bis ins Ziel geschafft hat (egal wie und in welcher Zeit) kann man sowieso stolz auf sich selbst sein.

Im Folgenden möchte ich über die Teilnahme bei den Deutschen Marathonmeisterschaften im Rahmen des Generali Köln Marathons am 01.10.2023 berichten.

Vorbereitung

In der Vorbereitung auf den Kölnmarathon orientierte ich mich grob an den Trainingsplänen von Herbert Steffny aus seinem Buch "Das große Laufbuch". Sie dauerte knapp 10 Wochen und begann folglich für mich Ende Juli, noch in der letzten Urlaubswoche auf Korsika. Die Vorbereitung lief alles in allem sehr gut. Zu den klassischen Einheiten zählten langsamere und schnellere Dauerläufe, Tempotrainings sowie Longruns. Außerdem fielen auch ein paar kleine Laufveranstaltungen in den Zeitraum der Marathonvorbereitung, wie der Firmenlauf in Andernach und der Wuppertaler Volkslauf. Einen der langen Läufe habe ich im Rahmen des Hunsbuckel-Trails absolviert, über den ich ebenfalls bereits ausführlicher in einem separaten Beitrag berichtet habe. Bei den übrigen Longruns begleitete mich der David auf dem Fahrrad, sodass es nie langweilig wurde.

Der wöchentliche Kilometerumfang umfasste durchschnittlich 80 km und betrug am Ende insgesamt 799 km inklusive des Kölnmarathons. Der Umfang war also relativ gering.

Gerne hätte ich noch mehr Stabi-Training untergebracht, aber dafür reichte oft nicht die Zeit oder ich hatte einfach keine Lust darauf. Dennoch kann ich nur empfehlen regelmäßiges Alternativtraining einzubauen, um das Verletzungsrisiko zu senken.

Ein Halbmarathontestwettkampf war für mich leider nicht möglich, da im Sommer entweder keine Veranstaltungen in der näheren Umgebung stattfanden oder ich keine Zeit hatte.

Tapering - Das Marathonwochenende rückt näher...

Auch wenn ich den Kölnmarathon von Anfang an fest im Blick hatte und ja auch das oben beschriebene Training darauf ausrichtete, meldete ich mich erst sehr kurzfristig, kurz vor Ablauf der Meldefrist für die Deutschen Meisterschaften an. Mitte September stand für mich also fest, dass ich am 1. Oktober in Köln an der Startlinie stehen werde, sofern denn alles gut geht bis dahin. Apropos Deutsche Meisterschaften (DM). Hierzu muss ich ein wenig weiter ausholen...

Das erste Mal bei den Deutschen Marathon Meisterschaften bin ich sehr spontan in München 2021 gestartet. Ich war bereits für den München Marathon angemeldet und erfuhr erst im Nachhinein über einen E-Mail-Newsletter der Veranstalter, dass in München zugleich auch die Deutschen Marathon Meisterschaften ausgetragen werden. Da ich sowieso mitlief, entschied ich mich, zusätzlich meine Startpass-Nummer zu hinterlegen und wurde somit automatisch in der Wertung für die Deutschen Meisterschaften aufgenommen. Der Münchenmarathon lief super und hat auch sehr viel Spaß gemacht. Im nächsten Jahr wollte ich wieder an den Deutschen Marathonmeisterschaften teilnehmen und meldete mich für den Hannover Marathon an, bei dem ich mich allerdings gar nicht gut fühlte. Eigentlich wollte ich daraufhin nicht mehr bei den Deutschen Meisterschaften teilnehmen. Das ist mir auch gar nicht wichtig. Den Köln Marathon wollte ich laufen, da er nicht allzu weit weg ist und ich keine weite Anreise habe, sondern am Tag des Marathons entspannt mit dem Zug anreisen und somit zu Hause im eigenen Bett übernachten kann. Außerdem wollte ich in diesem Jahr noch einen Herbstmarathon laufen und entschied mich daher für den Kölnmarathon. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich bereits, dass dort gleichzeitig auch die Deutschen Meisterschaften ausgetragen werden. Die Anmeldung schob ich noch vor mir hin, da ich nicht wusste, ob noch irgendetwas dazwischen kam. Letztenendes überwund ich mich und meldete mich schließlich für den Marathon und gleichzeitig auch die Deutschen Meisterschaften an.

In den letzten zwei Wochen reduzierte ich das Training und begann das Tapering. Die letzten zwei Tage vor dem Marathon bin ich dann gar nicht mehr gelaufen. Stattdessen ging es am Vortrag schon nach Köln zur Motorworld, um die Startunterlagen abzuholen. Außerdem erkundeten wir bereits den Start- und Zielbereich.

Nur noch wenige Stunden bis zum Start...

Wie geplant fuhren wir am Sonntagmorgen mit dem Zug nach Köln. Es ist super praktisch, dass der Start unmittelbar neben dem Bahnhof Köln / Messe Deutz gelegen ist, denn so waren wir direkt vor Ort. Sofern man am Morgen nicht noch seinen Kleiderbeutel abgeben muss, würde ich auch jedem empfehlen direkt mit dem Zug nach Köln / Messe Deutz anzureisen. Das ärgerliche war leider nur, dass die Zugtoilette defekt und somit nicht nutzbar war. Zu Hause war ich zwar nochmal auf der Toilette, musste dann aber doch wieder ziemlich dringend. Ich konnte noch einhalten, bin aber ziemlich schnell auf der Suche nach einer Toilette gewesen.

Als nächstes gab ich meine am Vortag vorbereiteten Flaschen an der Eigenverpflegung ab, indem ich meine Flaschen einfach in die vorbereiteten Kisten stellte. Pro Verpflegungsstelle gab es zwei Kisten, eine für die "normalen" Marathonis und eine für die DM-TeilnehmerInnen. Auf der Internetseite des Veranstalters stand, dass es auf der Strecke insgesamt 10 Versorgungspunkte gebe. Gemäß Reglement könne nur an maximal 8 Verpflegungsstellen die Eigenverpflegung deponiert werden. Dies seien die Verpflegungsstellen 1-6 und 8-9. Tatsächlich wurde diese Regelung aber nicht umgesetzt. Man hätte rein theoretisch auch als DM-TeilnehmerIn an allen Verpflegungsständen eine Eigenverpflegung abgeben können. Für mich war das insoweit ärgerlich, als ich auch nur für die ausgeschreibene Anzahl an Verpflegungsständen meine Flaschen vorbereitet hatte. Beim nächsten Mal würde ich als Puffer zusätzliche Flaschen vorbereiten und diese im schlimmsten Fall wegwerfen.

Pünktlich um 9.00 Uhr erfolgte der Start der HalbmarathonläuferInnen.

Der Start des Halbmarathons.

Nachdem wir uns den Start des Halbmarathons angeschaut und auch meinen Bruder noch ganz kurz von hinten gesehen hatten, suchte ich noch eines der Dixie-Klos auf, die mittlerweile deutlich leerer waren (klar, die Halbmarathonis waren ja auch alle auf der Strecke) und ich lief mich schön gemütlich ein paar Meter ein. Es waren wirklich nur ein paar Meter, denn schließlich habe ich über 42 km ja genügend Zeit warm zu werden.

Am Start

Etwa 10 Minuten vor dem Startschuss machte ich mich auf dem Weg in den Startbereich. Obwohl die Temperateruren mittlerweile schon sehr angenehm waren und ich überhaupt nicht fror, hatte ich noch eine alte Trainingsjacke an, die ich am Start über eine der Absperrungen hing.

Als Teilnehmerin der Deutschen Meisterschaften hatte ich das Privileg im ersten Startblock starten zu dürfen. Natürlich nicht bei den Profis, aber schon relativ weit vorne. So konnte ich zwischen den ganzen anderen LäuferInnen beobachten wie die Favoriten des Tages vom Veranstalter von vorne mit dem Auto an die Startlinie gebracht wurden. Sie hatten anscheinend eine separate Aufwärmmöglichkeit und wurden erst wenige Minuten vor dem Start bis zur Startlinie vorgefahren.

Endlich ertönte pünktlich um 10.30 Uhr der Startschuss. Ich freute mich auf die bevorstehende Strecke und wusste noch nicht so ganz, was mich erwarten würde. Wie bereits gesagt, im Marathon kann einfach alles passieren.

Auf den ersten Kilometern lief ich mich erst einmal ein und versuchte mich einzusortieren und eine Gruppe zu finden. Dabei redete ich mir die ganze Zeit selber ein, dass ich auf keinen Fall zu schnell loslaufen darf. Daher kontrollierte ich auf den ersten Kilometern immer mal wieder die Zwischenzeiten auf meiner Uhr. Generell orientierte ich mich aber eher an meinem Gefühl. Am Anfang war es noch etwas "chaotisch" auf der Strecke. Es war relativ voll und man wurde entweder überholt oder hat selber andere LäuferInnen überholt. Eine richtige Gruppe mit Läufern in meinem Tempo habe ich leider nicht gefunden. Das heißt nicht, dass jede Menge Läufer nicht in meinem Tempo unterwegs waren. Es haben sich einfach keine Grüppchen gebildet, zumindest nicht dort, wo ich unterwegs war. So lief lief ich immer mal wieder mit einzelnen Läufern mit. Relativ lange blieb ich bei einer anderen Läuferin, der ich immer noch sehr dankbar bin für das konstante Tempo auf den ersten Kilometern.

Irgendwann zog sich das Feld immer weiter auseinander und es war sehr sehr angenehm zu laufen. An den Verpflegungsstellen gab es kein Gedränge und auch ansonsten war genügend Platz auf der Strecke.

Besonders motivierend waren die vielen Zuschauer an der Strecke, die die vielen LäuferInnen vor allem im Innenstadtbereich tatkräftig angefeuert haben. An dieser Stelle ist noch anzumerken, dass die Halbmarathonstrecke größtenteils durch die Innenstadt verläuft und dort eigentlich fast durchgängig Zuschauer am Straßenrand stehen. Die Marathonstrecke ist mehr oder weniger identisch mit der Halbmarathonstrecke, macht jedoch immer wieder Schleifen in die äußeren Stadtgebiete.

Das Wetter hat mir persönlich voll in die Karten gespielt. Am Start war es bereits "angenehm warm", ich habe auf jeden Fall nicht gefroren. Und im Laufe der Zeit wurde es immer wärmer und die Sonne kam heraus. Mir persönlich macht das überhaupt nichts aus, wobei man auch sagen muss, dass es keinesfalls heiß war. In der Stadt war es durch die Hochhäuser und teilweise die Bäume auch schön schattig. Für mich also die optimalen Marathonbedingungen.

Bei der Halbmarathonmarke ging es mir immer noch sehr gut. Ich war in meinem passenden Tempo angekommen und schaute auch gar nicht mehr auf die Uhr. Ich ließ es einfach rollen und wollte die tolle Athmosphäre genießen. Besonders freute ich mich natürlich, meine persönliche Support-Crew zu sehen. An dieser Stelle möchte ich mich auch nochmals ganz herzlich bei ihnen bedanken. Es ist nicht selbstverständlich, dass die Familie die Leidenschaft mit einem teilt und ich bin dankbar für JEDEN von euch, der mit dabei war! Ohne euch wäre nicht die Zielzeit herausgekommen, die ich jetzt gelaufen bin.

Ab etwa Kilometer 30 fing ich an die ersten Läufer zu überholen. Ich hatte ein total schlechtes Gewissen "einfach so an ihnen vorbeizulaufen". Ich weiß wie hart es sein kann, wenn man im Marathon einbricht und die anderen LäuferInnen von hinten aufgelaufen kommen.

Ich wechselte auch immer mal wieder die Leute, mit denen ich mitlief. Ich war aber mehr oder weniger auf mich alleine gestellt und konnte nicht "einfach nur hinterherlaufen".

Irgendwann überholte ich auch nach und nach ein paar Frauen und mir war bewusst, dass ich nun noch Platzierungen in der Frauenwertung gut machen kann. So konnte ich mich insgesamt noch bis auf den 6. Platz bei den Frauen vorkämpfen.

Auf Verfolgungsjagd. Foto: Sportograf.

Zum Schluss ging es durch die Innenstadt, wo besonders viele Menschen anfeuerten, was nochmal ordentlich motivierte. Auf den letzten Metern wurde ich sogar von einem Motorrad mit Kamera begleitet, was zusätzlich gepusht hat. Tatsächlich im Fernsehen übertragen wurde die Sequenz allerdings nicht, denn genau zu der Zeit wurden die Siegerinterviews geführt.

Ein überwältigendes Gefühl waren schließlich die letzten Meter bis zur Ziellinie. Links und rechts auf den Tribünen waren unglaublich viele Zuschauer, die tatkräftig anfeuerten. Es war so laut!

Unglaublich glücklich passierte ich die Ziellinie mit einer neuen persönlichen Bestzeit von 2:50:22 h netto (2:50:26 brutto).

Dopingkontrolle

Unmittelbar im Zielbereich wurde ich von einem Dopingkontrolleur der NADA abgefangen und musste mit zur Dopingkontrolle. Ich zur Doingkontolle? Als Hobbysportlerin? Ja! Anscheinend war es so, dass die ersten drei Männer und Frauen zwingend zur Dopingkontolle mussten und unter den ersten 10 wurden nochmals 3 ausgelost, die ebenfalls kontrolliert werden. Ich wurde also gelost und fand es sehr spannend das alles miterleben zu dürfen. Da ich die ganze Zeit den Kontrolleur im Schlepptau hatte, bin ich reletiv schnell durch das Verpflegungsdorf und habe mir nur etwas Wasser und eine Banane geholt. Am Ausgang stand meine Supportcrew, der ich ganz aufgeregt von der Dopingkontrolle berichtete. Zusammen ging es dann in ein nahegelegenes Hotel, wo ich erst einmal nochmal etwas trinken sollte, um möglichst schnell zur Toilette gehen zu können.

Im Kellergeschoss wurden erst einmal alle meine Daten aufgenommen und zum Glück konnte ich auch schon relativ schnell zur Toilette gehen und eine Urinprobe abgeben.

Damit war die Dopingkontrolle auch bereits beendet. Es war super spannend das alles miterlebt zu haben. Das wird mir wahrscheinlich kein zweites Mal passieren. Die Kontrolleure / Aufpasser waren alle super nett! Ein Ergebnis wurde mir nicht mitgeteilt. Es hieß jedoch in einer allgemeinen E-Mail, dass alle Dopingkontrollen negativ gewesen seien.

Unmittelbar nach der Dopingkontrolle und nachdem ich mich dann endlich mal umgezogen hatte, fuhren wir wieder mit der Straßenbahn zurück zum Bahnhof Köln Messe/Deutz, wo der gesamte Startbereich bereits wieder abgebaut war und die Autos entlangfuhren als sei nichts gewesen.

Besonderheiten Deutsche Meisterschaften

Für mich war der Kölnmarathon die dritte Teilnahme an den Deutschen Marathonmeisterschaften. Deutsche Meisterschaften?! Das klingt so hochtrabend und profimäßig, tatsächlich sind die Deutschen Meisterschaften im Straßenlauf nicht mit besonderen Qualifikationen etc. verbunden. Nachfolgend möchte ich einen kleinen Einblick in die Besonderheiten bei den Deutschen Meisterschaften geben.

Teilnahmevoraussetzungen

  • gültiges Startrecht für einen Verein / LG im Verbandsgebiet des DLV (Deutscher Leichtathletik Verband)
  • Deutsche Staatsbürgerschaft
  • keine Mindestleistung bei STRAßENWettbewerben

Sind die Teilnahmevoraussetzungen erfüllt, kann man sich mit seiner entsprechenden Startrechtnummer entweder einfach selbst über den Veranstalter ganz normal anmelden und macht ein Häkchen bei der Wertung für die Deutschen Meisterschaften oder beauftragt den zugehörigen Verein mit der Anmeldung.

Besondere Regeln

Nachfolgend habe ich ein paar Besonderheiten zusammengetragen, die für mich, die schon öfters bei Laufveranstaltungen teilgenommen hat und Erfahrung hat, neu waren. Darüber hinaus gibt es natürlich noch sehr viele weitere Regeln.

  • Für die Platzierung wird die Bruttozeit (nicht die Nettozeit) gewertet!
  • Verpflegung darf nur an den ausgewiesenen Verpflegungstischen platziert werden. Das Anreichen von "außen", d. h. von anderen Personen am Straßenrand, ist nicht erlaubt.
  • Man erhält im Gegensatz zu den "normalen Startern" des Marathon zwei Startnummern für vorne und hinten.
  • Am Straßenrand fahren auf Fahrrädern Wettkampfrichter des DLV mit.

Es handelt sich nicht um eine abschließende Aufzählung. Das sind lediglich die wesentlichen Besonderheiten, die mir aufgefallen sind. Hier gilt natürlich wie so oft, dass bei den vorderen Platzierungen besonders auf die Einhaltung sämtlicher Regeln geachtet wird. Weiter hinten im Feld ist eine strikte Kontrolle gar nicht möglich und kleinere Regelverstöße werden vermutlich nicht geahndet.

Dankeschön

Zuletzt möchte ich mich nochmals von ganzem Herzen bei meinem Support bedanken! Mama, Jojo, Opa und David, ihr wart einfach super! Ohne euch wäre eine Bestzeit niemals möglich gewesen. Und dir, David, danke ich zusätzlich für die Begleitung bei den langen Läufen!

Vielen Dank an alle, die diesen Tag besonders gemacht haben! Foto: Sportograf.